Das erste Fallschirmjägerregiment der Bundeswehr
Fast 60 Jahre nach ihrer Gründung hat die Bundeswehr ihr erstes Fallschirmjägerregiment erhalten – das Fallschirmjägerregiment 31, aufgestellt am 01.10.2014 in Seedorf. Auftakt hierfür war zum Jahresbeginn 2014 die Umstrukturierung der früheren Division Schnelle Operationen (DSO) zur heutigen Division Schnelle Kräfte (DSK) im Rahmen der Struktur HEER2011. Als formeller Akt fand die Indienststellung am 25. November 2014 in der Fallschirmjäger-Kaserne in Seedorf statt. Der Kommandeur der DSK, Generalmajor Eberhard Zorn, übergab im Rahmen eines feierlichen Appells die neue Truppenfahne und das neue Fahnenband mit den goldenen Lettern „Fallschirmjägerregiment 31“ an den ersten Regimentskommandeur, Oberst Joachim Hoppe. Vom 01.10.2014 bis zum 31.03.2015 war das Regiment zunächst truppendienstlich der DSK in Stadtallendorf unterstellt, zum 01.04.2015 erfolgte dann im Rahmen der Umstrukturierung der DSK der Unterstellungswechsel unter die neu gegliederte und frisch umbenannte Luftlandebrigade 1 in Saarlouis.

 

Die stolze Tradition der Gründungsverbände
Die Auflösung der „Oldenburgischen“ Luftlandebrigade 31 markiert die Geburtsstunde
des Fallschirmjägerregiments 31. Die Masse des Personals und Materials der drei ein-
satzerfahrenen Bataillone der Brigade, der Fallschirmjägerbataillone 313 und 373 sowie des Luftlandeunterstützungsbataillons 272, bilden seit dem ersten Tag den Kernbestand des Fallschirmjägerregiments 31. Die „Hausnummer“ der früheren Luftlandebrigade 31 ist somit aus guten Gründen auf das neue Regiment übertragen worden, denn die Wurzeln der stolzen früheren Bataillone reichen weit in die Vergangenheit zurück.

 

Historie Fallschirmjäger-regiment 31

Mit Auflösung dieser traditionsreichen Verbände und Standorte ist seit vergangenem Oktober in kürzester Zeit in Seedorf als dem einzig verbliebenen Fallschirmjäger-Standort im Norden ein Regiment aufgewachsen. Die Ebene Bataillon, die in der Fallschirmjägertruppe über Jahrzehnte zentraler Identifikationspunkt war, existiert nicht mehr. Die ehemaligen Angehörigen dieser Bataillone - und viele unserer heutigen Regimentsangehörigen - stehen für jahrzehntelange vorzügliche Arbeit und Auftragserfüllung, ob im Inland oder Ausland, im Grundbetrieb oder im Einsatz: Diese „Generation Einsatz“ gehörte zu den Kräften der ersten Stunde im Kosovo wie in Afghanistan, und das Karfreitagsgefecht 2010 bei Isa Kehl ist unauslöschlicher Teil der Geschichte der Bundeswehr und des Afghanistaneinsatzes geworden, der mit den Seedorfer Fallschirmjägern untrennbar verbunden bleibt. 

 

Führung und Erziehung im Regiment bedeuten daher auch, die Einsatz- und Gefechts-
erfahrungen der letzten Jahre und auch die daraus gewachsenen eigenen Traditionen
unserer früheren Bataillone lebendig zu erhalten. Das Leben mit Traditionen unserer Truppengattung, das Gedenken an unsere Gefallenen sowie die Fürsorge für unsere Verwundeten und Versehrten sind Verpflichtung und Identität stiftend für das Fallschirmjägerregiment 31.

Die große Kampfgemeinschaft mit Blick auf die neue Regimentsstruktur sind im Zuge der Einnahme der Struktur HEER2011 - wie erwähnt - querschnittlich vorhandene Führungsebenen (bisheriger Brigadestab, die bisherigen drei Bataillonsstäbe und die zugehörigen insgesamt vier Stabskompanien) gestrichen worden. Im Ergebnis bedeutet das eine enorme Verschlankung und Reduzierung auf nur einen Regimentsstab und nur noch einer Stabskompanie. In letzterer, unserer 1. Kompanie, die fast so personalstark wie ein Panzerbataillon ist, finden sich z.B. der Fallschirmspezialzug und die „Service“-Züge für die technische Instandsetzung und die materielle Bewirtschaftung des Regiments. Weiterhin gehören zum Regiment fünf Fallschirmjägerkompanien, davon zwei mit erweiterter Grundbefähigung (EGB), sowie die 7. Kompanie als einzig verbliebene schwere Kompanie. Mit der 8. Kompanie, der sogenannten schweren Versorgungskompanie, verfügt das Regiment erstmalig über Kräfte, die bisher auf der Brigadeebene verortet waren. Die vollumfängliche medizinische Versorgung am Einsatzort wird durch die 9. Kompanie, die Luftlandesanitätskompanie, sichergestellt. Und zusätzlich zu unseren aktiven Kameraden findet sich im Regiment eine voll gekaderte 10. Kompanie, in der unsere Reservedienst Leistenden ihre Heimat finden. Der dort als Kompaniechef beorderte Major der Reserve ist mit Teilen seines Führungsteams bereits seit dem Indienststellungsappell integraler und bereichernder Bestandteil zahlreicher Ausbildungsvorhaben des Regiments. Und schließlich wurde aus ehemals drei Grundausbildungskompanien der LLBrig 31 eine Rekrutenkompanie gebildet, die als Rekrutenkompanie 1 dem Regiment truppendienstlich unterstellt ist. Diese 11 Kompanien aus drei Truppengattungen mit unterschiedlichen Spezialisierungen und einmaligen Fähigkeiten machen das Regiment zu einer „großen Kampfgemeinschaft“.

Umgliederung und neuer Einsatzauftrag
Die Umgliederung in die neue Regimentsstruktur verlief unter herausfordernden Rah-
menbedingungen. Mit dem Aufwachsen der Krise in der Ost-Ukraine wurden in Seedorf Aufklärungs- und Sicherungskräfte für einen Einsatz im Rahmen der OSZE bereitgehalten. Von diesem Auftrag wurde das Regiment erst Mitte Dezember 2014 entbunden. Zeitgleich hatte die 10. Kompanie mit der Aufstellung im IV. Quartal 2014 über einhundert zusätzliche Rekruten auszubilden -  insgesamt fast 250 Rekruten. Und schließlich – parallel zur Aufstellungsphase - war dem Regiment das Ziel vorgegeben, bereits zum 31.03.2015 die Einsatzbereitschaft für einen neuen Einsatzauftrag im Rahmen der Nationalen Krisenvorsorge zu erreichen. Dazu wurde der neue Regimentsstab bereits im Dezember 2014 in der Gefechtsstandübung ROTER JÄGER sowie Stab und Teile der Kompanien im Februar 2015 in der Gefechtsübung PULSAR unter der Leitung LLBrig 26 im Saarland beübt. Auf Kompanieebene hatte zuvor bereits die verstärkte 5. Kompanie bei der multinationalen Übung STORM TIDE im Dezember 2014 in Belgien verschiedene Evakuierungsszenarien geübt. Parallel zur Verlege- und Sanitätsausbildung BLUE GRIFFIN der 8. und 9. Kompanie sowie Teilen des Stabes in Italien und Frankreich zur Vorbereitung auf strategischen und taktischen Lufttransport sowie zur sanitätsdienstlichen Versorgung bei militärischen Evakuierungsoperationen, wurde das Regiment im April 2015 erstmalig für eine mögliche militärische Evakuierung deutscher und europäischer Staatsbürger im Jemen alarmiert.

 

Vorbereiten auf ein breites Einsatzspektrum
Neben dem aktuellen neuen Auftrag, deutsche Staatsbürger aus Krisengebieten evakuieren zu können, muss das Fallschirmjägerregiment 31 aber weiterhin in der Lage sein, im gesamten Spektrum der Landoperationen eingesetzt werden zu können. Dies reicht von der klassischen Luftlandeoperation zur luftgestützten Operation unter Einbeziehung von Hubschraubern bis hin zur Unterstützung der Spezialkräfte. Als „Avantgarde“ des Regiments hat sich die 6. Kompanie zu Beginn des Jahres beim benachbarten  Transporthubschrauberregiment 10 aktiv in die luftgestützte Übung DUSTER eingebracht, bei der u.a. erstmalig mit vier NH 90 in einer einsatznahen Rahmenlage gemeinsam geübt wurde. Die Teilnahme von Teilen des Regiments an der NATO-Übung IRON WOLF im Juni im Baltikum, die Führung einer tri-nationalen Task Force auf Bataillonsebene im Rahmen der Übung SWIFT RESPONSE im August sowie die Teilnahme der 2. Kompanie an der Spezialkräfte- Übung BLACK STAR im September waren weitere Anstrengungen, um hohe Lernkurveneffekte zu erreichen. Sozusagen „von Null auf Hundert“ standen ab Mitte September Kräfte des Fallschirmjägerregiments 31 bereit, um bei der Bewältigung der Flüchtlingslage zu unterstützen. Unter der Führung des Regimentsstabes waren fast alle Kompanien, verstärkt durch die Luftlandepionierkompanie 270 und die Luftlandeaufklärungskompanie 310, über mehr als drei Monate durchgehend in diesen Einsatz im Rahmen der Amtshilfe eingebunden. Als sogenannte „helfende Hände“ haben die Seedorfer mit permanent 340 Soldaten das Bundesland Bremen unter Federführung des dortigen Landeskommandos beim Aufbau und Betrieb von 15 Aufnahmeeinrichtungen im Zwei-Schichtsystem quasi rund um die Uhr bis Ende Dezember unterstützt.

Auch in neuer Struktur  - „im Sturme fest“ und regional fest verwurzelt
Die Frauen und Männer des noch jungen Fallschirmjägerregiments 31 haben sich vom ersten Tag an allen bisherigen Herausforderungen professionell gestellt. Sie haben ihre alten Bataillons- und Brigadeabzeichen abgelegt und sind unter einem neuen Wappen zusammen gewachsen. Das ist nicht allen leicht gefallen und war nicht „auf Knopfdruck“ zu erzwingen. Aus den Angehörigen dreier Bataillone ist zunehmend eine „große Kampfgemeinschaft“ geworden, die das neue Regimentsabzeichen, einen Fallschirm mit stilisiertem Greif - Symbol für Stärke, Wachsamkeit, Tapferkeit und Ausdauer - auf grünem Grund, mit Stolz trägt. Die Zielstationierung des gesamten Regiments an einem einzigen Standort in der 2009 neu benannten „Fallschirmjäger-Kaserne“ in Seedorf ist ohne Zweifel ein nicht zu unterschätzender Vorteil für das Erreichen von Einheitlichkeit im Denken und Handeln und die Formung einer gemeinsamen Identität.

 

Auch in neuer Struktur hat sich am guten Miteinander der Seedorfer Soldaten mit den umliegenden Städten und Gemeinden nichts geändert. Bereits lange bestehende Patenschaften zu den Städten und Gemeinden Anderlingen, Bremervörde, Gnarrenburg, Sandbostel und Selsingen wurden weiter vertieft und bekräftigt, neue Verbindungen zielgerichtet geknüpft und besiegelt. Schon im März 2015 begründete das noch junge Fallschirmjägerregiment 31 eine Partnerschaft mit den beiden an die Fallschirmjäger-Kaserne angrenzenden Samtgemeinden Selsingen und Zeven und im Mai fand unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit die Patenschaftsfeier der 7. Kompanie mit der Stadt Zeven statt - Meilensteine des Miteinanders von Bürgern und Soldaten, die sich heute und morgen positiv auswirken.

Fallschirmjägerkaserne

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